Fundgrube Weißer Hirsch

Das große Berggeschrey

Mitte des 15.Jahrhunderts begann man auf dem Schneeberg mit dem Schürfen nach Silbererzgängen. Nach anfänglichen Mißerfolgen hatte man im Jahre 1470 den "rechten Putzen beyn Haaren gekrieget", so daß bald ein großes "Berggeschrey" über das ganze Land von den reichen Silberfunden berichtete. 
Schon 1481 wurde die neu gegründete Niederlassung zur Stadt erhoben, von der später Georgius Agricola sagte: "Unter allen Bergstädten Deutschlands war Schneeberg am reichsten an gediegen Silber". Um 1478 zählte man bereits 167 Gruben in Abbau und 13 Stolln lösten die Gruben vom Grundwasser. 
Aber schon gegen Ende des 16.Jahrhunderts begann der Verfall der Silberproduktion. Die Erschöpfung der Silbererze bedeutete aber nicht - wie in anderen erzgebirgischen Bergbaurevieren - den Niedergang des Bergbaus.

 

Man entdeckte und nutzte die Verwendungsmöglichkeiten der paragenetisch mit dem Silber verbundenen Erze der Metalle Nickel, Wismut, Uran - vor allem aber des Kobalts, aus dem sich ein tiefblauer Farbstoff herstellen läßt. Das Blau der Delfter Kacheln, das Blau im Venezianischen Glas und selbst im chinesischen Porzellan hat seinen Ursprung in den kursächsischen Blaufarbenwerken rund um Schlema und Schneeberg. Und auch die gekreuzten Schwerter des weltbekannten Signets des Meißner Porzellans wurden mit Schneeberger Kobaltblau gezeichnet.

Um 1880 erfolgte der Zusammenschluß aller Schneeberger Gruben zur "Gewerkschaft Schneeberger Kobaltfeld". Zwischen 1935 und 1945 setze die "Sachsenerz AG" den Bergbau weiter fort. Die letzte Bergbauperiode durch die damalige "SDAG Wismut" endete in Schneeberg 1957.

Schneeberg war über Jahrhunderte hinweg nach Freiberg das wichtigste erzgebirgische Bergbauzentrum. Für die Entwicklung der Bergbautechnik, die Entdeckung neuer Minerale, Erze und der Verwendung neuer Metalle, aber auch der neuen Bergordnung, die weit über das alte Freiberger Bergrecht aus dem 13. und 14.Jahrhundert hinausführte, und nicht zuletzt für das Aufkommen des Handelskapitals im Bergbau ist kein Ort wichtiger geworden als Schneeberg.

Und noch eines ist erwähnenswert: Noch heute feiern die erzgebirgischen Bergleute alljährlich am 22.Juli den "Bergstreittag" zum Gedenken an "das erste Aufstehen" der Bergleute im Kampf um gerechten Lohn im Jahre 1496.

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Die Fundgrube "Weißer Hirsch" in Schneeberg

 

Das Huthaus nach der Rekonstruktion

Das heutige Besucherbergwerk Fundgrube Weißer Hirsch befindet sich auf dem Gelände der Bergsicherung Schneeberg GmbH. Das weithin sichtbare Hut- und Treibehaus wurde in den Jahren 1994 bis 1996 schrittweise durch die Bergsicherung Schneeberg denkmalgerecht rekonstruiert, der tonnlägige Tagesschacht bis auf das Fürstenstollnniveau aufgewältigt und fahrbar gemacht. 
Die Grube Weißer Hirsch wurde unter diesem Namen erstmals 1654 als Kobaltgrube auf den Erzgängen St. Georg Flacher und Walpurgis Flacher urkundlich erwähnt. Im Jahr 1850 wurde der alte Tagesschacht aufgegeben und der heutige Kunst- und Treibeschacht bis auf einen unter dem Markus-Semmler-Stolln abgehenden Blindschacht geteuft. Dazu mauerte man die weitgehend übertage liegende Kehrradstube auf, stellte die Abzugsrösche her und errichtete nach weiteren 4 m Schachtaufsattelung 1851 das heutige Treibehaus. Bis heute unbekannt ist, welchen historischen Ursprung der Name "Weißer Hirsch" hat. 

Bis 1890 genügte der Wassergöpel den Anforderungen, danach ersetzte man ihn durch eine zweizylindrige Dampfmaschine. Die Dampfmaschine wurde wiederum 1912 durch eine elektrisch betriebene Fördermaschine ersetzt. Die Wasserhaltung betrieb man über zwei, später nur noch über eine Wassersäulenmaschine. Der cirka 405 m tiefe Weißer Hirsch- Kunst- und Treibeschacht war auch einer der ersten Schächte, den die damalige SAG Wismut im Jahr 1946 für die Uranerzförderung in Betrieb nahm. Bei der Wismut wurde er unter der Schachtnummer 3 geführt. Im Jahr 1957 wurden die bergmännischen Arbeiten eingestellt und 1969 die Wasserhaltung stillgelegt.

Jahrestafel in der Schachtmauerung am Alten Weißen Hirsch Tagesschacht

Jahrestafel am Alten Weißer Hirsch Tagesschacht
Andachtsstätte am St.Niclas-Flachen

Ein Zufall klärte vor kurzem den Ursprung dieser am St.Niclas-Flachen eingeschlagenen Zeichnung. Nach alten Überlieferungen hat es an dieser Stelle einst - beim Feuersetzen "böse Schwaden" gegeben, in denen mehrere Bergleute zu ersticken drohten. Einer jedoch wagte sich vor Ort, barg nacheinander vier fast erstickte Kollegen, bevor er selbst in den schlechten Wettern ums Leben kam. Als Gedächtnis- und Andachtsstätte könnte diese Zeichnung entstanden sein... 

Ein Wörterbuch spezieller bergmännischer Begriffe finden Sie 
bei der AG Altbergbau Westsachsen e.V.

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